Mittelalter

Das Mittelalter war eine sehr lange Epoche. Da dieses Zeitalter sozusagen die Brücke zwischen Altertum und Neuzeit schlug, nennt man es Mittelalter.
Es erstreckte sich vom sechsten bis ins 15. Jahrhundert. Das sind rund 900 Jahre, die man in drei Teile gliedert:

Das Frühmittelalter reichte bis ins zehnte Jahrhundert, das Hochmittelalter endete 1250 und das Spätmittelalter dauerte bis 1500.

Mittelalter
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Die Trompeten im Mittelalter sahen nicht so aus wie die Modelle, die wir heute kennen.
Das Mittelalter ist die Zeit zwischen dem Altertum und der Neuzeit.
    Musikinstrumente im Mittelalter

    Ob auf der Burg, in der Stadt, im Kloster oder beim Turnier – Musik war im Mittelalter immer dabei. Es gab umherziehende Sänger, die sich selbst auf der Laute begleiteten und über schöne Burgfräulein und siegreiche Ritter berichteten. Musikgruppen spielten mit einfachen Melodien zum Tanz auf und Musiker arbeiten am Hofe des Königs, um dort den Gottesdienst zu begleiten und bei Festen mit ihrer Musik zu unterhalten.

    Auch in den Klöstern wurde viel Musik gemacht. Die Mönche sangen gregoreanische Gesänge. Das waren Kirchenlieder, die zum Gebet gesungen wurden. Nach der Legende hat eine Taube diese Lieder Papst Gregor eingeflüstert. Da diese Gesänge auch aufgeschrieben wurden, wissen wir heute noch sehr genau, wie die Musik in den Klöstern damals klang.

    Musiziert wurde auf Drehleiern, Fideln, Dudelsäcken, Langtrompeten, Lauten und Lyras und vielem anderen. Im Konzertsaal sind diese Instrumente in unserer Zeit nicht mehr zu hören. Auf dem ein oder anderen Mittelalterfest erklingen sie auch heute noch.

    Die Drehleier

    Die Drehleier, auch Organistrum genannt, wurde auf den Schoss gelegt, um sie zu spielen. Sie hatte drei Saiten, die über ein Rad, das an einer Kurbel gedreht wurde, in Schwingung gebracht wurden. Die Kurbel strich die Saiten wie eine Art Geigenbogen. Mit der linken Hand konnte der Spieler dann verschiedene Tasten drücken, um die Tonhöhe der Saiten zu verändern.

    Die Drehleier war ein Instrument der Volksmusik. Als Orgelersatz war sie manchmal auch in der Kirche zu hören.

    Fidel

    Die Fidel ist die Großmutter der Geige. Sie ist ein Streichinstrument, bei dem die Saiten mit einem Bogen gestrichen wurden. Die Fidel hatte fünf bis sieben Saiten und damit viel mehr als die heutige Violine. Zu hören war die Fidel vor allem in der Volks- und Tanzmusik.

    Dudelsack

    Der Dudelsack wurde im Mittelalter überwiegend in der Volks- und Tanzmusik verwendet. Auch Sackpfeife genannt, bestand das Instrument aus einem Ledersack und mehreren Pfeifen.

    Eine davon ist eine Spielpfeife mit Rohrblatt, mit der man die Melodie, ähnlich wie bei einer Blockflöte, durch Abdecken von Löchern spielen konnte. Die anderen Pfeifen nannten sich Bordunpfeifen. Sie produzierten einen stets gleichbleibenden Ton. Die Luftzufuhr für alle Pfeifen erfolgte aus dem Ledersack, der vom Spieler durch einen Blasebalg oder mit dem Mund durch ein Anblasrohr aufgeblasen wird.

    Heute kann man den Dudelsack noch auf Festivals für Alte Musik hören – und auch in der schottischen Musik. Dort ist der Dudelsack nämlich so eine Art Nationalinstrument.

    Trompete

    Die Trompeten im Mittelalter sahen nicht so aus wie die Modelle, die wir heute kennen. Gespielt wurde damals eine einmal gewundene Langtrompete, die um einiges unhandlicher war als eine moderne Trompete. Auch der Tonumfang war eingeschränkt. Man konnte auf der Langtrompete lediglich eine Naturtonreihe spielen.

    Die Trompeter arbeiteten im Mittelalter am königlichen Hof. Sie waren dort angesehene Beamte und kündigten mit ihren Signalen hohen Besuch bei Hofe an, eröffneten Turniere und bliesen auch im Krieg. Meist spielten die Trompeter solo, nur zu kirchlichen Anlässen war es ihnen erlaubt, auch mit anderen Instrumenten zusammen zu spielen. 

    Laute

    Die Laute ist, wie zum Beispiel auch die Gitarre, ein Zupfinstrument. Der Name Laute stammt von dem arabischen Wort al-ʿūd  (العود) ab, was sowiel beduetet wie „das Holz" – denn in der Tat bestand die Laute aus einem hölzernen Korpus.

    Angeschlagen wurde die Laute mit einem kleinen Blättchen aus Holz oder Federkiel. Der Hals der Laute war geknickt – am einen Teil befand sich das Griffbrett, an dem anderen die Wirbel zum Stimmen des Instruments. Da eine Laute über viele Saiten verfügte, sagte man früher scherzhaft, dass der Spieler mehr damit beschäftig war, die Saiten zu stimmen, als wirklich auf dem Instrument zu spielen.

    Lyra

    Die Lyra ist eines der ältesten Musikinstrumente überhaupt und stammt schon aus der Antike. Auch im Mittelalter wurde das Zupfinstrument gespielt, das in der Regel fünf Saiten hatte, die durch Stimmwirbel auf die entsprechende Tonhöhe gebracht wurden. Der Ton der Lyra war sehr zart, häufig wurde dazu gesungen.

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    Drei Flötenspieler geben ein Konzert. Musik gab es im Mittelalter nur „live“!
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    Die Drehleier wird heute kaum noch gespielt.
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    Dudelsäcke wurden im Mittelalter nicht nur in Schottland gespielt.
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    Das Leben der Straßenmusiker war damals unsicher und entbehrungsreich.
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    Hohe und tiefe Streichinstrumente im Mittelalter
    Die drei Stände des Mittelalters

    Die Gesellschaft im Mittelalter setzte sich aus verschiedenen Schichten, den sogenannten Ständen, zusammen.

    An der Spitze stand der Klerus, so wurden im Mittelalter die Geistlichen genannt. Das waren Bischöfe, Priester, Mönche und Kaplane. Da die Kirche im Mittelalter einen hohen Stellenwert hatte, besaßen die Geistlichen viel Einfluss. Die Mönche lebten gemeinsam in einem Kloster. Meist waren sie sehr gebildet. Sie konnten lesen und befassten sich mit Medizin und Musik.

    Ebenfalls sehr viel zu sagen hatte der zweite Stand, die Adligen. Dazu gehörten Könige, Fürsten und Ritter. Sie lebten auf Burgen, hatten oftmals viele Bedienstete und mussten sich im Kampf bewähren.

    Die dritte Schicht bestand aus freien Bürgern, wie Kaufleuten oder Handwerkern, und freien Bauern. Frei deshalb, weil diese Bauern ein eigenens Stück Land hatten, das sie bewirtschaften konnten.

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    Die drei Stände des Mittellaters: Klerus (Geistliche), Adel sowie Bürger oder freie Bauern
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    Die Bauern waren der unterste Stand. Viele von ihnen waren Leibeigene und hatten überhaupt keine Menschenrechte.
    Kleider machen Leute

    Besonders gut erkennen, wer zu welchem Stand gehörte, konnte man an der Kleidung der Menschen. Sie kennzeichnete sozusagen den Platz in der Gesellschaft. 

    Die Kleidung der verschiedenen Stände unterschied sich vor allem in den Stoffen. Verwendete man für einfache Bauerngewänder Leinen oder Hanf, wurde das aufwändige Kleid einer Edelfrau hingegen aus Samt, Seide, Gold- und Silberbrokat gefertigt.  An den Füßen trug man Schnabelschuhe aus Leder. 
    Die Schnitte für Bauern und Adlige jedoch waren einander ähnlich: Frauen trugen lange Kleider mit Trompetenärmeln und eine Haube, Männer eine Art lange Unterhose, Hemd und Gürtel. Durch die unterschiedlichen Materialien sah dasselbe Gewand je nach Ausführung doch ganz unterschiedlich aus.

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    Mode des frühen bis zum späten Mittelalter: Unfreie Bauern und Leibeigene besaßen nur, was sie am Leib trugen.
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    Einen Schneider konnten sich im Mittelalter nur Adelige und reiche Kaufleute und Bauern leisten.
    Das raue Leben auf der Burg

    Burgen wurden meist auf einem Berg oder eine Anhöhe gebaut. Von oben ist nämlich der Überblick einfach besser: Man konnte rechtzeitig Feinde sehen und sich gegen sie verteidigen. Auf der Burg lebten die adligen Fürsten mit ihren Frauen und Kindern. Außerdem gab es natürlich ganz viele Dienstboten – vom Stallburschen bis hin zur Kammerzofe.

    Die Familie bestand im Mittelalter in der Regel aus vier bis sechs Personen. Der Burgherr war das Oberhaupt der Familie. Er vertrat die Familie nach außen und verwaltete das Geld. Auch die Frauen hatten auf der Burg viel zu tun: Sie versorgten die Kinder, kümmerten sich um Kleidung und Nahrungsmittel und befehligten die Dienerschaft.

    Gemütlich war es auf so einer Burg übrigens nicht besonders. Es gab noch keine Öfen oder Fensterglas, so dass der Wind durch die Fensteröffnungen pfiff. Meist brannte nur in der Küche ein Feuer. Das wurde besonders im Winter ziemlich kalt.

    Auf einer Burg wurde übrigens nicht nur gelebt und viel gearbeitet. Der Burgherr hielt hier auch Feste und Ritterspiele, so genannte Turniere, ab. So konnte man auf so einer Burg auch ohne Computer und Fernsehen richtig Spaß haben.

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    Mit Ross und Lanze

    Turniere nannte man die Schaukämpfe der Ritter. Für das Volk war das ein wenig wie eine Theateraufführung. Man kam, um den Rittern zuzujubeln und spannende Kämpfe zu sehen.

    Turniere gab es in ganz verschiedenen Formen. Beliebt waren Tjoste und Burhurt.  Ein Burhut war ein Massenschaukampf, bei dem bis zu 300 Ritter miteinander kämpften. Waffen waren beim Burhut nicht erlaubt. Man durfte sich nur gegenseitig vom Pferd stoßen und den Gegner mit dem Schild angehen. Das konnte allerdings auch schon ganz schön wehtun.

    Eine andere Form war das Lanzenstechen. Man nannte das Tjoste. Dabei traten nur einzelne Ritter gegeneinander an. Sie ritten mit langen Lanzen aufeinander zu und versuchten, sich gegenseitig vom Pferd zu stoßen. Man kann sich vorstellen, dass die Ritter geschickt reiten können mussten, um bei einem Turnier als Sieger hervorzugehen.

    Der Startschuss zum Turnier fiel mit einem Trompetensignal, danach konnte es losgehen: Die Pferde preschten aufeinander zu. Der Sieger wurde mit Geld, Gold und Pferden reich entlohnt.

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    Nicht nur die Ritter hatten Eisenrüstungen, sondern auch die Schlachtrösser.
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    Bei den Turnieren waren die Ritter und ihre Rösser festlich geschmückt.
    Zu Tisch

    Grundlage der Ernährung im Mittelalter war die Ernte der Bauern. Besonders wichtig waren Getreide wie Roggen, Hafer, Weizen, Dinkel oder Gerste. Aus grob zerkleinertem Getreide wurde mit Milch und Wasser Brei hergestellt. Bei den reichen Leuten wurde der Getreidebrei zusätzlich mit Butter oder Honig verfeinert. So ein Brei machte lange satt. Im Spätmittelalter stand zudem auch Brot auf dem Speiseplan.

    Ergänzt wurde die mittelalterliche Kost mit Gemüse wie Kohl, roten Rüben, Zwiebeln, Lauch und Knoblauch. Manchmal kamen auch Pilze, Obst, Beeren und Fleisch auf den Tisch.

    Da es im Mittelalter noch keine Kühlschränke und Gefriertruhen gab, mussten die Menschen ihre Lebensmittel haltbar machen, um auch in den Wintermonaten versorgt zu sein. Dafür gab es viele verschiedene Methoden. Man dörrte, also trocknete, Fleisch, Obst und Hülsenfrüchte oder säuerte Gemüse ein. So entstand zum Beispiel Sauerkraut. Butter wurde mit viel Salz hergestellt, damit sie nicht so schnell ranzig wurde.

    Trotz der vielen Nahrungsmöglichkeiten kam es im Mittelalter häufig zu Hungersnöten – gab es eine Ungezieferplage oder herrschte ein langer kalter Winter, wurde die Ernte schnell knapp. So wurden besonders die armen Bauern nicht immer satt und auf ein Fest musste lange gespart werden.

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    Die Adeligen konnten sich eigenes Küchenpersonal leisten.
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    Die Bauernfeste waren üppig und ließen die harte Arbeit auf dem Feld vergessen.
    Hier ging es heiß her

    Gekocht wurde im Mittelalter in einfachen Küchen. Zu Beginn des Mittelalters befand sich eine offene Feuerstelle direkt im Wohnraum. Später dann wurden separate Küchenräume eingerichtet. Auf der offenen Feuerstelle stand ein Kessel, in dem die Mahlzeiten gekocht wurden.

    Beim Kochen wurden die mittelalterlichen Speisen mit Wein, Honig, Zucker und Essig gesüßt und gewürzt. In den wohlhabenden Haushalten der Kaufleute und Adligen wurden außerdem Pfeffer, Muskatnuss, Zimt, Gewürznelken und Safran benutzt. Diese Gewürze mussten aus dem Ausland besorgt werden, was oft lange dauerte und zudem sehr teuer war. Salz war im Mittelalter kostbar und wurde selten beim Kochen verwendet – dafür aber, um Lebensmittel haltbar zu machen.

    Da meist alles in ein und demselben Topf zubereitet wurde, standen häufig Breie, Entöpfe und Suppen auf dem Speiseplan. In wohlhabenden Häusern wurden auch andere Küchenutensilien wie Pfannen, Spieße, Siebe und Waffeleisen verwendet. Öfen zum Backen gab es nur bei reichen Kauf- und Edelleuten. Für alle anderen war es üblich, einen gemeinsamen Ofen in den Dörfern und Städten zu nutzen.

    Hosen aus Blech

    Ritter lebten gefährlich. Sie kämpften auf Turnieren und verteidigten ihren Herren und ihre Burg. Damit man sich nicht ständig verletzte, trugen die Ritter Rüstungen aus Metall. Der Harnisch, wie man zu der Rüstung auch sagte, bestand aus vielen verschiedenen Teilen, wie Metallplatten, Kettenhemd, Panzerhandschuhen und Beinschienen.

    Übrigens: Da ja auch die Pferde im Kampf einiges auszuhalten hatten, wurden auch sie mit einer Rüstung geschützt.

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    Detailzeichnung einer Ritterrüstung.
    Besser als jeder Pass ...

    Wappen dienten im Mittelalter als Erkennungszeichen eines Ritters. Das Wappen war auf Schild, Helm und Pferdeüberwurf zu sehen.

    Warum aber brauchte man ein Wappen? Vor rund 800 Jahren wurde für Ritter eine neue Helmform entwickelt. Sah der alte Helm eher aus wie eine Kappe – ähnlich einem Fahrrad- oder Reiterhelm – erhielten die Ritter nun Helme, die den Kopf ganz umschlossen, um ihn so besser im Kampf zu schützen. Man konnte nun also gar nicht mehr sehen, wer in Helm und Rüstung steckte und brauchte ein Erkennungsmerkmal: Das Wappen wurde erfunden. Die Ritter konnten es auf ihrem Schild zur Schau stellen und sich damit auf Turnieren und im Kampf erkennbar machen. 

    Wappen waren nach bestimmten Regeln gestaltet. So waren zum Beispiel nur die Farben Gelb, Weiß, Rot, Blau, Schwarz und Grün, selten Violett, Purpur und Lila erlaubt. Gestaltet wurden die Wappen mit geometrischen Formen wie Linien, Schrägbalken, Kreuzen und Schachbrettmustern oder auch mit Bildern von Türmen, Rosen und Tieren wie beispielsweise Löwe oder Adler sowie Fabelwesen.

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    Noch heute sagt man „etwas im Schilde führen“, denn im Mittelalter waren die Wappen auch auf die Schilde der Ritter und Soldaten gemalt.
    Die Sprache der Ritter

    Im Mittelalter wurde in Deutschland Mittelhochdeutsch geschrieben und gesprochen. Das klingt für heutige Ohren nicht nur ungewöhnlich, oftmals bedeuten die Wörter auch etwas ganz anderes, als man heute vermuten würde.

    Hier einige Beispiele. Ein Junkherr war eine Art Ritter-Azubi, der bei einem anderen Ritter in die Lehre ging, um später selbst zum Ritter geschlagen zu werden. Minne war der Begriff für Liebe. Vrouwe sagte man nur zu einer adeligen Dame und Urloup meinte nicht, dass man mit den nächsten Flieger nach Mallorca düste, sondern nur, dass man sich verabschieden will.

    Benutzt wurde diese Sprache vor allem von Dichtern wie Wolfram von Eschenbach oder Hartmann von Aue. Sie schrieben so genannte „höfische Literatur“ – Bücher, in denen von den Abenteuern der Ritter berichtet wurde. Diese Bücher kann man auch heute noch lesen – man muss sich aber ganz schön anstrengen, um sie zu verstehen.

     

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    Im Mittelalter konnten die wenigsten Menschen lesen und schreiben. Deshalb wurden Geschichten und Neuigkeiten gesungen oder sogar mit Musik weiter gegeben.
    Kein Zuckerschlecken

    Das Leben als Kind im Mittelalter konnte sehr unterschiedlich sein – je nachdem ob man reich oder arm war, auf dem Land oder in der Stadt aufwuchs, oder gar ein Kind adliger Eltern war.

    Als armes Bauernkind half man schon früh auf dem Bauernhof mit. Man fütterte die Schweine oder arbeitete auf dem Feld. Lesen und Schreiben lernten diese Kinder in der Regel nicht, auf dem Bauernhof wurde jede Hand gebraucht und Schulgeld war unbezahlbar teuer. Ein eigenes Zimmer gab es nicht. Meistens schliefen alle Kinder in einem Raum – das hatte dann den Vorteil, dass man sich bei Kälte schön aneinander kuscheln konnte. Wenn das Arbeitspensum auf dem Hof erledigt war, wurde gespielt: Man tanzte, fing sich und spielte mit selbst gemachten Puppen, Holzfiguren oder mit einem Steckenpferd. 

    Die Kinder reicher Burgherren wuchsen die ersten Jahre meist bei einer Amme, einer Art Kindermädchen auf. Jungs gingen schon mit sieben bei einem anderen Burgherrn als Junkherr, eine Art Ritter-Azubi, in die Lehre. Dort lernten sie reiten, Bogen schießen und kämpfen – mussten aber auch die Schulbank drücken. Sollte ein Junge später Theologe werden, wurde er schon früh ins Kloster geschickt und unterrichtet. Mädchen lernten in der Regel, wie man einen Haushalt zu führen hatte.

    Übrigens: Schon mit 14 Jahren war die Kindheit im Mittelalter normalerweise vorbei. Viele waren in diesem Alter schon verheiratet und führten ihren eigenen Haushalt.

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    Schulen und Ausbildung gabe es nur für die Adeligen und in Klöstern. Die Bauernkinder mussten auf dem Feld arbeiten und lernten nicht lesen und schreiben.
    Spaß ohne Strom

    Das Bild Kinderspiele wurde um 1560 von Pieter Brueghel in den Niederlanden gemalt. Es zeigt 250 Kinder, die insgesamt 84 mittelalterliche Spiele spielen. Einige Kinder nehmen dazu Gebrauchsgegenstände wie Töpfe oder Fässer, andere Spielgeräte wie das Steckenpferd und wieder andere spielen mit anderen Kindern Fangen oder Verstecken.

    Wie viele Spiele erkennst du? Vielleicht hast du ja Lust, eines der Spiele selbst auszuprobieren?

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    Das Bild Kinderspiele wurde um 1560 von Pieter Brueghel in den Niederlanden gemalt. Es zeigt 250 Kinder, die insgesamt 84 mittelalterliche Spiele spielen.
Musikinstrumente im Mittelalter

Ob auf der Burg, in der Stadt, im Kloster oder beim Turnier – Musik war im Mittelalter immer dabei. Es gab umherziehende Sänger, die sich selbst auf der Laute begleiteten und über schöne Burgfräulein und siegreiche Ritter berichteten. Musikgruppen spielten mit einfachen Melodien zum Tanz auf und Musiker arbeiten am Hofe des Königs, um dort den Gottesdienst zu begleiten und bei Festen mit ihrer Musik zu unterhalten.

Auch in den Klöstern wurde viel Musik gemacht. Die Mönche sangen gregoreanische Gesänge. Das waren Kirchenlieder, die zum Gebet gesungen wurden. Nach der Legende hat eine Taube diese Lieder Papst Gregor eingeflüstert. Da diese Gesänge auch aufgeschrieben wurden, wissen wir heute noch sehr genau, wie die Musik in den Klöstern damals klang.

Musiziert wurde auf Drehleiern, Fideln, Dudelsäcken, Langtrompeten, Lauten und Lyras und vielem anderen. Im Konzertsaal sind diese Instrumente in unserer Zeit nicht mehr zu hören. Auf dem ein oder anderen Mittelalterfest erklingen sie auch heute noch.

Die Drehleier

Die Drehleier, auch Organistrum genannt, wurde auf den Schoss gelegt, um sie zu spielen. Sie hatte drei Saiten, die über ein Rad, das an einer Kurbel gedreht wurde, in Schwingung gebracht wurden. Die Kurbel strich die Saiten wie eine Art Geigenbogen. Mit der linken Hand konnte der Spieler dann verschiedene Tasten drücken, um die Tonhöhe der Saiten zu verändern.

Die Drehleier war ein Instrument der Volksmusik. Als Orgelersatz war sie manchmal auch in der Kirche zu hören.

Fidel

Die Fidel ist die Großmutter der Geige. Sie ist ein Streichinstrument, bei dem die Saiten mit einem Bogen gestrichen wurden. Die Fidel hatte fünf bis sieben Saiten und damit viel mehr als die heutige Violine. Zu hören war die Fidel vor allem in der Volks- und Tanzmusik.

Dudelsack

Der Dudelsack wurde im Mittelalter überwiegend in der Volks- und Tanzmusik verwendet. Auch Sackpfeife genannt, bestand das Instrument aus einem Ledersack und mehreren Pfeifen.

Eine davon ist eine Spielpfeife mit Rohrblatt, mit der man die Melodie, ähnlich wie bei einer Blockflöte, durch Abdecken von Löchern spielen konnte. Die anderen Pfeifen nannten sich Bordunpfeifen. Sie produzierten einen stets gleichbleibenden Ton. Die Luftzufuhr für alle Pfeifen erfolgte aus dem Ledersack, der vom Spieler durch einen Blasebalg oder mit dem Mund durch ein Anblasrohr aufgeblasen wird.

Heute kann man den Dudelsack noch auf Festivals für Alte Musik hören – und auch in der schottischen Musik. Dort ist der Dudelsack nämlich so eine Art Nationalinstrument.

Trompete

Die Trompeten im Mittelalter sahen nicht so aus wie die Modelle, die wir heute kennen. Gespielt wurde damals eine einmal gewundene Langtrompete, die um einiges unhandlicher war als eine moderne Trompete. Auch der Tonumfang war eingeschränkt. Man konnte auf der Langtrompete lediglich eine Naturtonreihe spielen.

Die Trompeter arbeiteten im Mittelalter am königlichen Hof. Sie waren dort angesehene Beamte und kündigten mit ihren Signalen hohen Besuch bei Hofe an, eröffneten Turniere und bliesen auch im Krieg. Meist spielten die Trompeter solo, nur zu kirchlichen Anlässen war es ihnen erlaubt, auch mit anderen Instrumenten zusammen zu spielen. 

Laute

Die Laute ist, wie zum Beispiel auch die Gitarre, ein Zupfinstrument. Der Name Laute stammt von dem arabischen Wort al-ʿūd  (العود) ab, was sowiel beduetet wie „das Holz" – denn in der Tat bestand die Laute aus einem hölzernen Korpus.

Angeschlagen wurde die Laute mit einem kleinen Blättchen aus Holz oder Federkiel. Der Hals der Laute war geknickt – am einen Teil befand sich das Griffbrett, an dem anderen die Wirbel zum Stimmen des Instruments. Da eine Laute über viele Saiten verfügte, sagte man früher scherzhaft, dass der Spieler mehr damit beschäftig war, die Saiten zu stimmen, als wirklich auf dem Instrument zu spielen.

Lyra

Die Lyra ist eines der ältesten Musikinstrumente überhaupt und stammt schon aus der Antike. Auch im Mittelalter wurde das Zupfinstrument gespielt, das in der Regel fünf Saiten hatte, die durch Stimmwirbel auf die entsprechende Tonhöhe gebracht wurden. Der Ton der Lyra war sehr zart, häufig wurde dazu gesungen.

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Drei Flötenspieler geben ein Konzert. Musik gab es im Mittelalter nur „live“!
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Die Drehleier wird heute kaum noch gespielt.
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Dudelsäcke wurden im Mittelalter nicht nur in Schottland gespielt.
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Das Leben der Straßenmusiker war damals unsicher und entbehrungsreich.
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Hohe und tiefe Streichinstrumente im Mittelalter
Die drei Stände des Mittelalters

Die Gesellschaft im Mittelalter setzte sich aus verschiedenen Schichten, den sogenannten Ständen, zusammen.

An der Spitze stand der Klerus, so wurden im Mittelalter die Geistlichen genannt. Das waren Bischöfe, Priester, Mönche und Kaplane. Da die Kirche im Mittelalter einen hohen Stellenwert hatte, besaßen die Geistlichen viel Einfluss. Die Mönche lebten gemeinsam in einem Kloster. Meist waren sie sehr gebildet. Sie konnten lesen und befassten sich mit Medizin und Musik.

Ebenfalls sehr viel zu sagen hatte der zweite Stand, die Adligen. Dazu gehörten Könige, Fürsten und Ritter. Sie lebten auf Burgen, hatten oftmals viele Bedienstete und mussten sich im Kampf bewähren.

Die dritte Schicht bestand aus freien Bürgern, wie Kaufleuten oder Handwerkern, und freien Bauern. Frei deshalb, weil diese Bauern ein eigenens Stück Land hatten, das sie bewirtschaften konnten.

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Die drei Stände des Mittellaters: Klerus (Geistliche), Adel sowie Bürger oder freie Bauern
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Die Bauern waren der unterste Stand. Viele von ihnen waren Leibeigene und hatten überhaupt keine Menschenrechte.
Kleider machen Leute

Besonders gut erkennen, wer zu welchem Stand gehörte, konnte man an der Kleidung der Menschen. Sie kennzeichnete sozusagen den Platz in der Gesellschaft. 

Die Kleidung der verschiedenen Stände unterschied sich vor allem in den Stoffen. Verwendete man für einfache Bauerngewänder Leinen oder Hanf, wurde das aufwändige Kleid einer Edelfrau hingegen aus Samt, Seide, Gold- und Silberbrokat gefertigt.  An den Füßen trug man Schnabelschuhe aus Leder. 
Die Schnitte für Bauern und Adlige jedoch waren einander ähnlich: Frauen trugen lange Kleider mit Trompetenärmeln und eine Haube, Männer eine Art lange Unterhose, Hemd und Gürtel. Durch die unterschiedlichen Materialien sah dasselbe Gewand je nach Ausführung doch ganz unterschiedlich aus.

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Mode des frühen bis zum späten Mittelalter: Unfreie Bauern und Leibeigene besaßen nur, was sie am Leib trugen.
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Einen Schneider konnten sich im Mittelalter nur Adelige und reiche Kaufleute und Bauern leisten.
Das raue Leben auf der Burg

Burgen wurden meist auf einem Berg oder eine Anhöhe gebaut. Von oben ist nämlich der Überblick einfach besser: Man konnte rechtzeitig Feinde sehen und sich gegen sie verteidigen. Auf der Burg lebten die adligen Fürsten mit ihren Frauen und Kindern. Außerdem gab es natürlich ganz viele Dienstboten – vom Stallburschen bis hin zur Kammerzofe.

Die Familie bestand im Mittelalter in der Regel aus vier bis sechs Personen. Der Burgherr war das Oberhaupt der Familie. Er vertrat die Familie nach außen und verwaltete das Geld. Auch die Frauen hatten auf der Burg viel zu tun: Sie versorgten die Kinder, kümmerten sich um Kleidung und Nahrungsmittel und befehligten die Dienerschaft.

Gemütlich war es auf so einer Burg übrigens nicht besonders. Es gab noch keine Öfen oder Fensterglas, so dass der Wind durch die Fensteröffnungen pfiff. Meist brannte nur in der Küche ein Feuer. Das wurde besonders im Winter ziemlich kalt.

Auf einer Burg wurde übrigens nicht nur gelebt und viel gearbeitet. Der Burgherr hielt hier auch Feste und Ritterspiele, so genannte Turniere, ab. So konnte man auf so einer Burg auch ohne Computer und Fernsehen richtig Spaß haben.

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Mit Ross und Lanze

Turniere nannte man die Schaukämpfe der Ritter. Für das Volk war das ein wenig wie eine Theateraufführung. Man kam, um den Rittern zuzujubeln und spannende Kämpfe zu sehen.

Turniere gab es in ganz verschiedenen Formen. Beliebt waren Tjoste und Burhurt.  Ein Burhut war ein Massenschaukampf, bei dem bis zu 300 Ritter miteinander kämpften. Waffen waren beim Burhut nicht erlaubt. Man durfte sich nur gegenseitig vom Pferd stoßen und den Gegner mit dem Schild angehen. Das konnte allerdings auch schon ganz schön wehtun.

Eine andere Form war das Lanzenstechen. Man nannte das Tjoste. Dabei traten nur einzelne Ritter gegeneinander an. Sie ritten mit langen Lanzen aufeinander zu und versuchten, sich gegenseitig vom Pferd zu stoßen. Man kann sich vorstellen, dass die Ritter geschickt reiten können mussten, um bei einem Turnier als Sieger hervorzugehen.

Der Startschuss zum Turnier fiel mit einem Trompetensignal, danach konnte es losgehen: Die Pferde preschten aufeinander zu. Der Sieger wurde mit Geld, Gold und Pferden reich entlohnt.

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Nicht nur die Ritter hatten Eisenrüstungen, sondern auch die Schlachtrösser.
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Bei den Turnieren waren die Ritter und ihre Rösser festlich geschmückt.
Zu Tisch

Grundlage der Ernährung im Mittelalter war die Ernte der Bauern. Besonders wichtig waren Getreide wie Roggen, Hafer, Weizen, Dinkel oder Gerste. Aus grob zerkleinertem Getreide wurde mit Milch und Wasser Brei hergestellt. Bei den reichen Leuten wurde der Getreidebrei zusätzlich mit Butter oder Honig verfeinert. So ein Brei machte lange satt. Im Spätmittelalter stand zudem auch Brot auf dem Speiseplan.

Ergänzt wurde die mittelalterliche Kost mit Gemüse wie Kohl, roten Rüben, Zwiebeln, Lauch und Knoblauch. Manchmal kamen auch Pilze, Obst, Beeren und Fleisch auf den Tisch.

Da es im Mittelalter noch keine Kühlschränke und Gefriertruhen gab, mussten die Menschen ihre Lebensmittel haltbar machen, um auch in den Wintermonaten versorgt zu sein. Dafür gab es viele verschiedene Methoden. Man dörrte, also trocknete, Fleisch, Obst und Hülsenfrüchte oder säuerte Gemüse ein. So entstand zum Beispiel Sauerkraut. Butter wurde mit viel Salz hergestellt, damit sie nicht so schnell ranzig wurde.

Trotz der vielen Nahrungsmöglichkeiten kam es im Mittelalter häufig zu Hungersnöten – gab es eine Ungezieferplage oder herrschte ein langer kalter Winter, wurde die Ernte schnell knapp. So wurden besonders die armen Bauern nicht immer satt und auf ein Fest musste lange gespart werden.

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Die Adeligen konnten sich eigenes Küchenpersonal leisten.
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Die Bauernfeste waren üppig und ließen die harte Arbeit auf dem Feld vergessen.
Hier ging es heiß her

Gekocht wurde im Mittelalter in einfachen Küchen. Zu Beginn des Mittelalters befand sich eine offene Feuerstelle direkt im Wohnraum. Später dann wurden separate Küchenräume eingerichtet. Auf der offenen Feuerstelle stand ein Kessel, in dem die Mahlzeiten gekocht wurden.

Beim Kochen wurden die mittelalterlichen Speisen mit Wein, Honig, Zucker und Essig gesüßt und gewürzt. In den wohlhabenden Haushalten der Kaufleute und Adligen wurden außerdem Pfeffer, Muskatnuss, Zimt, Gewürznelken und Safran benutzt. Diese Gewürze mussten aus dem Ausland besorgt werden, was oft lange dauerte und zudem sehr teuer war. Salz war im Mittelalter kostbar und wurde selten beim Kochen verwendet – dafür aber, um Lebensmittel haltbar zu machen.

Da meist alles in ein und demselben Topf zubereitet wurde, standen häufig Breie, Entöpfe und Suppen auf dem Speiseplan. In wohlhabenden Häusern wurden auch andere Küchenutensilien wie Pfannen, Spieße, Siebe und Waffeleisen verwendet. Öfen zum Backen gab es nur bei reichen Kauf- und Edelleuten. Für alle anderen war es üblich, einen gemeinsamen Ofen in den Dörfern und Städten zu nutzen.

Hosen aus Blech

Ritter lebten gefährlich. Sie kämpften auf Turnieren und verteidigten ihren Herren und ihre Burg. Damit man sich nicht ständig verletzte, trugen die Ritter Rüstungen aus Metall. Der Harnisch, wie man zu der Rüstung auch sagte, bestand aus vielen verschiedenen Teilen, wie Metallplatten, Kettenhemd, Panzerhandschuhen und Beinschienen.

Übrigens: Da ja auch die Pferde im Kampf einiges auszuhalten hatten, wurden auch sie mit einer Rüstung geschützt.

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Detailzeichnung einer Ritterrüstung.
Besser als jeder Pass ...

Wappen dienten im Mittelalter als Erkennungszeichen eines Ritters. Das Wappen war auf Schild, Helm und Pferdeüberwurf zu sehen.

Warum aber brauchte man ein Wappen? Vor rund 800 Jahren wurde für Ritter eine neue Helmform entwickelt. Sah der alte Helm eher aus wie eine Kappe – ähnlich einem Fahrrad- oder Reiterhelm – erhielten die Ritter nun Helme, die den Kopf ganz umschlossen, um ihn so besser im Kampf zu schützen. Man konnte nun also gar nicht mehr sehen, wer in Helm und Rüstung steckte und brauchte ein Erkennungsmerkmal: Das Wappen wurde erfunden. Die Ritter konnten es auf ihrem Schild zur Schau stellen und sich damit auf Turnieren und im Kampf erkennbar machen. 

Wappen waren nach bestimmten Regeln gestaltet. So waren zum Beispiel nur die Farben Gelb, Weiß, Rot, Blau, Schwarz und Grün, selten Violett, Purpur und Lila erlaubt. Gestaltet wurden die Wappen mit geometrischen Formen wie Linien, Schrägbalken, Kreuzen und Schachbrettmustern oder auch mit Bildern von Türmen, Rosen und Tieren wie beispielsweise Löwe oder Adler sowie Fabelwesen.

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Noch heute sagt man „etwas im Schilde führen“, denn im Mittelalter waren die Wappen auch auf die Schilde der Ritter und Soldaten gemalt.
Die Sprache der Ritter

Im Mittelalter wurde in Deutschland Mittelhochdeutsch geschrieben und gesprochen. Das klingt für heutige Ohren nicht nur ungewöhnlich, oftmals bedeuten die Wörter auch etwas ganz anderes, als man heute vermuten würde.

Hier einige Beispiele. Ein Junkherr war eine Art Ritter-Azubi, der bei einem anderen Ritter in die Lehre ging, um später selbst zum Ritter geschlagen zu werden. Minne war der Begriff für Liebe. Vrouwe sagte man nur zu einer adeligen Dame und Urloup meinte nicht, dass man mit den nächsten Flieger nach Mallorca düste, sondern nur, dass man sich verabschieden will.

Benutzt wurde diese Sprache vor allem von Dichtern wie Wolfram von Eschenbach oder Hartmann von Aue. Sie schrieben so genannte „höfische Literatur“ – Bücher, in denen von den Abenteuern der Ritter berichtet wurde. Diese Bücher kann man auch heute noch lesen – man muss sich aber ganz schön anstrengen, um sie zu verstehen.

 

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Im Mittelalter konnten die wenigsten Menschen lesen und schreiben. Deshalb wurden Geschichten und Neuigkeiten gesungen oder sogar mit Musik weiter gegeben.
Kein Zuckerschlecken

Das Leben als Kind im Mittelalter konnte sehr unterschiedlich sein – je nachdem ob man reich oder arm war, auf dem Land oder in der Stadt aufwuchs, oder gar ein Kind adliger Eltern war.

Als armes Bauernkind half man schon früh auf dem Bauernhof mit. Man fütterte die Schweine oder arbeitete auf dem Feld. Lesen und Schreiben lernten diese Kinder in der Regel nicht, auf dem Bauernhof wurde jede Hand gebraucht und Schulgeld war unbezahlbar teuer. Ein eigenes Zimmer gab es nicht. Meistens schliefen alle Kinder in einem Raum – das hatte dann den Vorteil, dass man sich bei Kälte schön aneinander kuscheln konnte. Wenn das Arbeitspensum auf dem Hof erledigt war, wurde gespielt: Man tanzte, fing sich und spielte mit selbst gemachten Puppen, Holzfiguren oder mit einem Steckenpferd. 

Die Kinder reicher Burgherren wuchsen die ersten Jahre meist bei einer Amme, einer Art Kindermädchen auf. Jungs gingen schon mit sieben bei einem anderen Burgherrn als Junkherr, eine Art Ritter-Azubi, in die Lehre. Dort lernten sie reiten, Bogen schießen und kämpfen – mussten aber auch die Schulbank drücken. Sollte ein Junge später Theologe werden, wurde er schon früh ins Kloster geschickt und unterrichtet. Mädchen lernten in der Regel, wie man einen Haushalt zu führen hatte.

Übrigens: Schon mit 14 Jahren war die Kindheit im Mittelalter normalerweise vorbei. Viele waren in diesem Alter schon verheiratet und führten ihren eigenen Haushalt.

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Schulen und Ausbildung gabe es nur für die Adeligen und in Klöstern. Die Bauernkinder mussten auf dem Feld arbeiten und lernten nicht lesen und schreiben.
Spaß ohne Strom

Das Bild Kinderspiele wurde um 1560 von Pieter Brueghel in den Niederlanden gemalt. Es zeigt 250 Kinder, die insgesamt 84 mittelalterliche Spiele spielen. Einige Kinder nehmen dazu Gebrauchsgegenstände wie Töpfe oder Fässer, andere Spielgeräte wie das Steckenpferd und wieder andere spielen mit anderen Kindern Fangen oder Verstecken.

Wie viele Spiele erkennst du? Vielleicht hast du ja Lust, eines der Spiele selbst auszuprobieren?

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Das Bild Kinderspiele wurde um 1560 von Pieter Brueghel in den Niederlanden gemalt. Es zeigt 250 Kinder, die insgesamt 84 mittelalterliche Spiele spielen.